Was war das für ein Jahr! Geprägt durch Verzicht und Kampf. Auch jetzt aktuell, zum Ende des Jahres ist die Stadt wie schon einmal in diesem „Corona-Jahr“ wie leergefegt…
Im Refugio geben wir noch mal richtig Vollgas! Das Damoklesschwert des Lockdowns schwebt über uns wie über alle Betriebe. Verbunden mit der Prognose unserer Steuerberatung, als Mischbetrieb durch alle Fördermaßnahmen zu fallen, kämpfen wir mit jedem Tag um unser Überleben! Jeder Tag, an dem wir Umsatz generieren können, heißt ein weiterer Tag Zukunft.
Von Januar bis März war unser Leben noch „normal“
Im Januar feiern wir Mamas Geburtstag. Wie in den letzten Jahren auch, hole ich meine mittlerweile über 80-jährige Tante aus Schwerte ab, helfe ihr ins Wohnmobil (weil sie so klein ist, nicht weil sie so alt ist 😉 ) und wir tuckeln gemütlich, lachend ins beschauliche Wölfersheim. Gemeinsam mit der ganzen Familie, Nachbarn und Freunden genießen wir ein paar beschauliche Tage und machen es uns schön.
Im Refugio läuft alles entspannt. Wir genießen den Plausch mit den Gästen, kreieren neue Drinks und feiern große Weine und alte Whiskys auf unseren wöchentlichen Veranstaltungen.
Christian und ich gönnen uns ab und zu Montags mal eine Auszeit, genießen ein paar Stunden Ruhe in einer Sauna, schauen mal im Kino einen guten Film oder gehen lange mit dem Hund spazieren um anschließend lachend ein gutes Essen in befreundeten Restaurants genießen zu können.
Im Februar fahre ich mit Mama für ein paar Tage nach Dresden und wir genießen Kultur und Ruhe. Rückwirkend muss ich sagen: unser Leben war nicht „normal“, sondern richtig, richtig klasse!
Im März zieht dann Corona ein in unser aller Leben….
Wir „feiern“ zu dritt Christians Geburtstag im April und zu meinem 50. Geburtstag im Juni sind wir zwar anders als geplant nicht in unserem geliebten Frankreich, aber mit ein paar Lieblingsmenschen auf Texel. Das war auch toll!
Die Schlinge Corona lockert sich im Sommer leicht und wir fahren im August spontan und ungefählich doch noch mit dem Wohnmobil in die Normandie und genießen ein paar wunderbare Tage!
Insgesamt sind der Sommer und der Spätsommer jedoch geprägt von immensen finanziellen und nervlichen Kraftanstrengungen im Refugio. Wir reduzieren unsere Tische, investieren in Luftanlagen, transparenten Raumteilern, Hygienesprays, Desinfektionsmitteln, schulen Mitarbeiter, erstellen neue Hygiene- und Kontrolllisten, kaufen Masken und Schutzhandschuhe. Wir ändern unsere Karte, weil wir durch die reduzierten Tische nicht mehr so einen Umschlag an Essen haben. Wir lassen neue Flyer drucken, die speziell mit einer antibakteriellen Folie bedruckt sind. Wir desinfezieren hunderte von Kugelschreibern und vernichten alle vier Wochen noch viel mehr Kontaktfomulare, die wir gewissenhaft von unseren Gästen sammeln. Doch im November holt es uns ein: wir müssen den Restaurant-Betrieb einstellen. Deutschland – und das Refugio – fährt sich runter in einen „Lockdown light“.
Wir kämpfen um das Überleben und erfinden uns im Laufe des Jahres neu…
Nach 6 Wochen ist auch dem letzten Landesfürsten klar, was Frau Dr. Merkel schon Wochen vorher wußte: die bestehenden Restriktionen des leichten Lockdowns reichen nicht aus, die Seuche Corona einzudämmen. Am 14. Dezember 2020 ist klar: es folgt ein zweiter großer Lockdown.
Bereits im ersten März beschäftigen wir uns mit virtuellen Tastings. Unwissend, dass wir im zweiten Lockdown am Jahresende davon profitieren werden! Der erneute strenge Lockdown lässt Weihnachtsfeiern und einfache Mitarbeitertreffen unmöglich machen. Virtuelle Treffen sind angesagt! Wir organisieren die Termine und versenden an die Teilnehmer Genuss-Boxen. Bei den gemeinsamen Live-Schaltungen über Zoom oder MS Teams erzählen wir kurzweilige Geschichten zu den Produkten und führen die Teilnehmer ein in die gebuchte Genuss-Welt.
Am Anfang ist alles unglaublich nervenaufreibend für uns! Alleine der Versand der Wein- und Feinkostpräsente wird zum Drahtseilakt. Kommt die Ware sicher an? Über welchen Anbieter versenden wir am besten? Wo bekommen wir die passenden und postfertigen Umkartonagen? Wer kann im Lockdown bei dieser riesigen Nachfrage noch liefern? Nachdem wir die Angebote erarbeitet haben, das Marketing erfolgreich war, müssen wir uns nun um die perfekte Durchführung kümmern.
Durch die Aufträge, die wir durch dieses neue Angebot generieren können, sichern wir uns Arbeit und Umsatz! Wir schaffen es tatsächlich, einen Teil des immensen Verlustes durch nicht vollzogene Weihnachtsfeiern und Veranstaltungen kompensieren können. Einen kleinen Teil, aber immerhin! Am Ende dieses letzten Monates im Jahr sind wir uns sicher, dass wir den kommenden Januar finanziell überleben können!
Die Summe aus vielen, vielen kleinen Teilen…..
Doch es sind nicht nur die Ergebnisse dieses einen Kraftaktes. Dass wir das Refugio auch im kommenden Januar wieder aufschließen können, ist eine Summe aus vielen, vielen kleinen und großen Teilen:
Da sind unsere Ideen, die ich mit Christian an meiner Seite immer wieder ausarbeite. Im Lockdown Light erfinden wir die Eat-Bag und unser Team produziert mehrere 100!
Wir fangen an, unsere Schmorgerichte zu vakuumieren und unsere Kunden können sich ihr Essen zu Hause ohne viel Arbeit selbst zubereiten.
Ganz wichtig: wir verlieren nie den Humor und nehmen uns auch mal selbst auf den Arm….
Unsere Videos, die wir in den sozialen Netzwerken posten erlangen bald Kultstatus und es kommen immer wieder neue Leute in den Laden, die uns unbedingt kennenlernen möchten… 🙂
Da sind unsere Stammkunden, die unermüdlich und immer wieder zu uns kommen – nicht nur die lieben Freunde, die aus der Umgebung kommen, auch aus Dortmund, Menden, Hamm, Münster werden wir angefahren. Wir wünschten, wir könnten Euch alle in den Arm nehmen!
Da ist die Werbung, die unsere tolle Grafikerin Jutta Sucker für uns kreiiert hat.
Da sind die vielen technischen Hürden, bei den virtuellen Veranstaltungen, die wir Dank unseres Freundes Olli Slawik erst meistern konnten.
Da ist mein UNglaublich tolles Netzwerk, was mich jederzeit mit Herzblut untersützt hat – allen voran der tolle Dennis Bernhöft mit seiner Frau Navina vom Körbchen! Ihr seid so toll! Ich danke Euch! Ein besonders herzliches Dankeschön auch für manche Tipps und manchen Zuspruch aus dem Unternehmernetzwerk, stellvertretend sei hier Andreas Kochtokrax genannt – danke Andreas für ein offenes Ohr!
Da seid ihr, unsere wUNderbaren Gäste und Kunden, bei denen so manches Mal auf Eure einfache Frage „Wie geht es Euch“ meine Tränen geflossen sind! Ihr habt mir so oft Mut in den dunkelsten Momenten zugesprochen!
Und schlußendlich ist da unser Team, welches in der Krise über sich hinausgewachsen ist! Ihr habt uns mit neuen Ideen inspiriert, gelacht, wenn uns zum heulen zu Mute war, und Euer Eifer war uns Ansporn, wenn wir dachten, wir hätten keinen Energie mehr! Ihr seid jede schlaflose Minute wert, und wenn ich denke, ich schaffe es nicht mehr, sehe ich vor meinem inneren Auge Eure Energie und Eure Kämpfe für das Refugio.
Wir haben so unglaublich viel gewonnen….
Das alles ist es, was mich wieder aufstehen läßt in den schwärzesten Stunden. Es gibt Momente, in denen man meint, 15 Jahre Arbeit und Herzblut rinnen durch die Finger. Es scheint, alles sei verloren. Und dann seid ihr da – ihr Gäste, Freunde und Mitarbeiter! Bei all‘ dem Mist haben wir so unglaublich viel gewonnen. Mein Herz schwappt über vor Liebe und Dankbarkeit!
Ich weiß nicht, was nach der Krise ist.
Ich könnte noch so viel erzählen, von der Unruhe, die einen nicht schlafen lässt, vom Geschmack der ersten Tiefkühlpizza nach 2 Jahrzehnten weil man erst nachts nach Hause geht und das einzige was noch aufhat die Tanke ist, von den Problemen, was der Stress und „unser“ Lockdown mit der Familie macht…
Vielleicht erzähle ich das auch einmal….
aber jetzt bin ich ersteinmal dankbar, für das was ich habe, genieße ein paar Tage Ruhe und schöpfe viel Kraft für die neuen Herausforderungen und Aufgaben des neuen Jahres!
Bevor ich mich hier an den Rechner gesetzt habe, um diesen Rückblick zu schreiben, habe ich den Geburtstagstisch für unsere Tochter gedeckt. Evi wird am 31.12.20 18 Jahre alt. Ich habe gerade einen letzten Satz in ein selbstgemachtes Buch geschrieben, welches ich vor fast 19 Jahren angefangen habe für sie zu schreiben. „Und jetzt flieg‘ mein Schatz…“ Und mit diesem positiven Satz möchte ich ins neue Jahr gehen! Ich denke heute an keine Statistik, kein RKI, ich will mich jetzt am Jahresende freuen, für das was war, für meine Tochter und über ein tolles, neues Jahr in das ich mit Euch allen an meiner Seite gehe! Ich freue mich drauf!
Mit allerherzlichsten Grüßen – Eure Kati
Liebe Kathi
Sehr schön niedergeschriebene Gedanken,die voll ins Herz gehen, berühren und sehr gut nachvollziehbar sind. Danke für deine Offenheit. Es war für viele ein schweres Jahr und umso wichtiger sind kleine „ Highlight‘s“ zu denen ihr definitiv gehört. Genieße den heutigen besonderen Tag für eure „Kleine“ im Kreise deiner Lieben. Die Zeit verfliegt im Nu. Meine „Keine“ hat noch mal spontan kurz vor Weihnachten geheiratet- das war ein positiver Jahresausklang- auch wenn C….. es arg eingeschränkt hat.
Ich wünsche euch und dem Team einen guten Start in 2021 und freue mich wenn wir uns wieder bei euch verwöhnen lassen können
Lg Ilka
Liebe Ilka, eine spontane Heirat ist ein überraschender aber wirklich toller und schöner Jahresausklang! Voller Hoffnung, voller Liebe….. was kann es schöneres geben! Herzlichen Glückwunsch an die ganze „Braut- und Bräutigamfamilie“! Besten Dank für Deine lieben Wünsche! Wir lassen die Köpfe nicht hängen und verschönern gerne – wenn auch arg eingeschränkt – all‘ unseren Kunden diesen schrecklichen – aber sinnvollen und nötigen Lockdown!
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen! Bleibt bis dahin alle munter und gesund!
LG Kati