Was für ein Wechselbad der Gefühle! Seit dem ersten Lockdown im März 2020 bis jetzt – dem zweiten Lockdown, beginnend am 2.11.20. Kurz vor dem ersten Lockdown kämpfte ich ständig mit den Tränen. Meine Mitarbeiter, meine Familie und ich – wir standen ersteinmal vor dem Nichts. All‘ dass, was wir uns in den vergangenen 15 Jahren erarbeitet hatten schien uns durch die Hände zu rinnen. Als ich am 16. März das Refugio für unabsehbarer Zeit abgeschlossen habe, war es für mich, als würde ich meine Zukunft abschließen – alles Erarbeitete begraben. Dennoch haben wir uns schnell gefangen. Die Nachrichten aus den Nachbarländern und die Erzählungen von Freunden, die dort leben, linderte schnell unseren Schmerz. Materieller Verlust stand im Hintergrund. Viel wichtiger und größer war der Wunsch, dass unsere Lieben gesundheitlich gut durch die Viruswelle kommen. Die staatlichen Hilfen folgten in Rekordeile. Kombiniert mit unseren kreativen Lösungen und dem absoluten Willen, nach der Krise unser Refugio wieder zu öffnen, konnten wir für unsere Mitarbeiter und uns die Problematik meistern und schafften es, weiter Umsatz zu generieren.
Unsere Gäste haben uns durch den ersten Lockdown getragen
Die ganze Zeit getragen, von unseren treuen Kunden und Gästen. Bei so mancher Nachricht sind uns zu Hause nochmal die Tränen gekullert. Und als wir den Laden mit schmalen Öffnungszeiten wieder aufmachten, nutzen die Gäste das Angebot, unterstützten mit Gutscheinkäufen, stockten ihr Wein- und Feinkostlager zu Hause auf und machten uns Mut. Wir können dafür nicht genug danken!
Nachdem wir im Juni den Gastronomiebetrieb wieder aufnehmen durften, arbeiteten wir mit Hochdruck an einem hygienischen Konzept. Trotz einiger Barrieren, haben wir alles toll gemeistert. Ich weiß noch, als sich nach den ersten Wochen unsere Tischoberflächen durch das ständige desinifzieren auflösten. Oder der Ärger über die überteuerten Desinfektionsmittellieferungen, weil nicht genug Ware zur Verfügung stand. Auch diese kontaktlosen Desinfektionsmittelspender kann ich eigentlich nicht mehr sehen. Ständig funktioniert der Kontakt nicht mehr, die Aufladung über USB-Stick klappt nicht, dann läuft das Desinfektionsmittel mal ungehemmt aus dem Spender….
Abschied von unseren Lieblingsspeisen
Wir haben durch den Lockdown und seine Folgen auch unsere Tischanzahl verrringern müssen. Statt 45 Plätzen können wir seit Juni nur noch – im besten Fall – 36 Plätze besetzen. Wenn diese optimal besetzt würden. Es ist aber so: wenn sich an einen unserer 8-er Tische ein Päärchen setzt, ist der ganze Tisch mangels Mindestabstand nicht mehr zu besetzen. Das heißt im schlechtesten Fall, haben wir bei mehr als 100% Kosten, eine Besetzung von 12-18 Personen.
Das hat Auswirkungen auf unsere Karte! Wir haben viel weniger Essen als vor dem ersten Lockdown. Unser Karte lebt ebenso von frischen, a la minute gemachten Gerichten, wie von den Speisen, die lange und ausgiebig geschmort werden. Wie zum Beispiel unsere Tomatensauce. Die köchelte mehrmals die Woche in einem riesigen Topf vor sich hin. Oft weit über 3 Stunden lang. Denn je länger sie köchelte, so besser wurde sie. Die Sauce zu Pasta und Fleisch war innerhalb von 3 Tagen aufgegessen. Bei der geringen Besetzung, die wir Coronabedingt haben, würde der Topf Sauce uns schlecht werden, bevor er aufgegessen würde. Eine geringere Menge einzuköcheln lohnt sich nicht – aufgrund der hohen Energiekosten und des Arbeitsaufwandes…. Also haben wir unsere Karte um einige Gerichte bereinigen müssen.
Eine neue Karte wird gedruckt – auf besonders-kaschiertem Material
Während einige Gerichte weggefallen sind, sind andere neu erstanden…. Mit unserer Lieblingsgrafikerin Jutta Sucker haben wir aufwändig aber gerne eine neue Refugio-Karte entwickelt – gedruckt auf speziel kaschiertem Papier, welches eine hygienische Desinfektion einfach und möglich macht. Dinge wie desinfizierte Tische, Stifte, Plätze, Einhaltung von Mindestabständen, das Aufstellen transparenter Trennwände, Kontaktdatenformulare und das halbstündige Lüften sind uns mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen – und in unsere Lohnbuchhaltung. Die Personalkosten sind 18% höher als bisher….
Ein kurzer unbedachter Moment des Glückes….
Anfang Juli. Es scheint alles gut. Wir haben uns eingespielt. Wir haben gelernt, unter den Masken zu atmen. Unsere Gäste und Freunde kommen, wir dürfen bewirten und Gutes tun. Wir sind da – und das gerne und von Herzen. Die kommenden Monate scheinen so unberührt. So ein wenig wie früher. Wir gewöhnen uns an alle Umstände und leben damit – gut. Privat können wir sogar mit unserem Wohnmobil verreisen. 12 Tage – eine Reise in unser geliebtes Frankreich. Zwar tragen wir auch dort Masken, aber es hat ein Stückchen Glück „vom alten Leben“ – und das ist erst so wenig Monate her….. Das Leben wie wir es kannten scheint zum greifen nah‘.
Der Schock des zweiten Lockdowns
Seit Wochen begleitet mich schon ein mulmiges Gefühl. Können wir so weitermachen? Ist das alles in Ordnung so wie es läuft? Es war so herrlich bequem einfach so weiter zu machen. Das Leben war schön. Doch das Gefühl ließ sich gar nicht unterdrücken. Bereits 3 Wochen vor dem kommenden Lockdown haben wir die Lager aufgefüllt und sind unsere Lieferanten abgefahren – im Glauben, dass es uns in wenigen Wochen untersagt wird. Und dann ist es auch soweit: am 2.11.20 wird der zweite Lockdown ausgesprochen.
Wie beim ersten Mal stehe ich auch jetzt in unserem Refugio…
Ich schaue mich um und es treten mir die Tränen in die Augen. Doch während ich mich in unserem geliebten Refugio drehe, wird mir immer und immer klarer: „Keine Tränen“ Im Gegenteil: „FUCK you Corona!“ Es gibt noch keinen Virus, der UNS in die Knie zwingen kann! Mich hat der erste Lockdown gelehrt, dass wir es schaffen können! Wir haben tolle Gäste, super Produkte, geniale Ideen. Wir haben eine Chance! Und bevor ich in Schockstarre verharre, schmeiße ich mich rein in die neuen Aufgaben und Konzepte!
Du wirst von uns hören! Bis dahin stöbere doch einfach auf unserer Take-Away-Karte.…Die bauen wir aus! So stark, wie noch nie zuvor!!
Wenn Du wissen möchtest, wie es uns im ersten Lockdown ergangen ist, kannst Du das hier nachlesen…..