Erst liest man etwas in der Zeitung oder in den sozialen Medien, dann kommt das Unglaubliche immer näher…. was die Corona-Krise mit uns ganz persönlich macht, möchte ich Euch hier erzählen….
Unser Tagebuch in der Corona Krise – Tag 1-12
12.3.2020 Donnerstag
Der Prozeß beginnt schleichend. Der Corona Virus übernimmt ganz langsam das Tagesgeschehen. Am Donnerstag den 12.3. treffen telefonisch die ersten Reservierungsstornierungen ein. Wir schließen abends mit 30% weniger Umsatz.
13.3.2020 Freitag
50% Stornierungen, 40% Umsatzeinbußen.
Der Stammtisch der seit 14 Jahren bei uns ist, hat für die nächsten drei Wochen aufgrund Corona abgesagt. Das ist komisch und ich schaue auf Tisch Nummer 4, der bislang an über 650 Freitagen für unseren Stammtisch reserviert und eingedeckt wurde. Es fehlt ein großes Stück Refugio!
Es kommt ein neuer Erlass des Landes: Das Derby Dortmund/ Schalke wird abgesagt. Große Veranstaltungen werden zur Zeiten von Corona vermieden.
14.3.2020 Samstag
50% Umsatzeinbußen, ab 13.30 Uhr keine Gäste mehr.
Frühstück war immerhin zu 80% belegt.
Wir schicken die Hälfte des Personals um 13 Uhr nach Hause. Der Corona Virus hat uns so langsam im Griff…
15.3.2020 Sonntag
Wir hören Nachrichten und können alles nicht glauben. So langsam kommt es im Hirn an: Es wird sich gravierend etwas ändern. Christian und ich schlafen unruhig. Eigentlich haben wir Montags frei, doch wir werden beide ins Refugio gehen…
16.3.2020 Montag
70% weniger. Wir schließen die warme Küche ab 15 Uhr und schicken das Personal nach Hause. Christian und ich sind alleine im Refugio. Es kommt bis 18:30 kein einziger Gast. Irgendwie erinnert mich das an unsere Anfangszeit. Wie oft waren wir nach Ladenschluss noch allein im Laden. Da waren wir immer so energiegeladen und voller Ideen.
Heute ist alles trostlos. Das Refugio fühlt sich so leer an ohne unsere Gäste und unser Team.
17.3.2020 Dienstag
Alle Reservierungen bis auf 2 Personen haben abgesagt. Wir haben 80% weniger Umsatz und schließen die Gastro ab 14 Uhr. Alles andere dann auch.
Kühlschränke werden ausgeräumt, Geräte runtergefahren, wir verschenken über 100 Essen.
Es ist im Kopf noch nicht angekommen.
Und es tut im Herzen weh unser Refugio so zu sehen…
18.3.2020 Mittwoch
Der erste Tag zu Hause. Noch in der Nacht habe ich einen Plan erstellt, wer in der Familie was zu tun hat.
Ich arbeite auf Hochtouren. Für Liebling Unna, das Unternehmernetzwerk und meine vielen Kollegen in meiner Stadt. Es geht ein Brief an den Bürgermeister, an den Citywerbering und ich intensiviere den Kontakt zur WfG….
Psychisch geht es mir gut. Ich bin total gefestigt, spreche Kollegen und Freunden Mut zu und funktioniere wie ein effektiver Computer….
19.3.2020 Donnerstag
Christian hatte Alpträume. Das erste was er zu mir sagte, dass wir unser Auto noch verkaufen könnten. Die ganze Situation macht Angst.
Mir geht es erstaunlicherweise gut. Ich bin zuversichtlich. Wir sind kreativ und wandelbar. Und wenn wir untergehen, fangen wir halt wieder neu an.
Meine Schwester sagt, labile Personen kommen wahrscheinlich besser durch die Krise, weil sie Krisensituationen gewöhnt sind….
Ich koche erstmal, das beruhigt. Ich dünste Spitzkohl mit Zwiebeln, dazu gibt es ein Klecks Creme Fraiche und knusprige Bratkartoffeln. Danach geht es auch bei Christian wieder.
20.3.2020 Freitag
Nach dem kurzen Frühstück gehen Christian und ich eine lange Runde mit dem Hund. Wieder zu Hause bin ich einfach k.o. Nach einer sehr miesen Nacht in der ich immer wieder wach wurde, bin ich nach dem Frühstück tief und fest auf dem Sofa eingeschlafen.
Nach fast drei Stunden wache ich erschrocken auf. Ich wollte doch soviel tun. Ausruhen – jetzt in dieser Krise ist nicht angebracht. Wieder hänge ich für 2 Stunden vor dem Handy, brüte über neuen Vertriebswegen, errechne den Tag X an dem wir zahlungsunfähig werden und bin froh, durch meinen Bruder am Telefon gestört zu werden. Wir erzählen uns irgendeinen Scheiß und lachen Tränen über dumme Klopapier-Witze! Seit 10 Tagen telefonieren wir täglich!
21.3.2020 Samstag
Die Nacht war nicht besser. Die Nerven liegen blank. Es ist alles so unwirklich. Es ist Samstag und ich gestatte mir, nicht viel zu machen. Kurz einkaufen, das Auto waschen. Dann ab nach Hause. Wieder ans Handy setzen und versuchen, Mut zu zusprechen. Ich habe das Gefühl, ich spreche zu mir selbst. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Das Wichtigste heißt jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren.
22.3.2020 Sonntag
Ich gestatte mir, länger im Bett zu bleiben. Es ist doch Sonntag. Ich möchte, diese Struktur in der Woche. Ich möchte einen Tag ohne Corona. Aus Protest behalte ich meine Jogginghose an. Ich lese, chille, zappe so vor mich hin.
Mein Highlight des Tages: 20:15 Uhr Kitchen Impossible – Tim Mälzer vs. Steffen Henssler. Nach 50 Minuten schalte ich freiwillig ab und gehe ins Bett. Es interessiert mich einfach nicht.
23.3.2020 Montag
Christian und ich sind beide nicht gut drauf beim Hundespaziergang! Da begegnet uns ein Schornsteinfeger und ich freue mich wie Bolle!
Irgendwie muss alles gut werden!
Nach einem frühem Kaffee gehen Christian und ich mit dem Hund eine Stunde spazieren. Danach wird am Hochtisch gefrühstückt. Während Christian die Terrasse kärchert, sitze ich am Rechner, beantworte eMails, arbeite die online-Käufe ab und checke die Konten…
Die Stunden scheinen nicht zu vergehen, mehrmals am Tag wundern wie uns, „wie früh es noch ist“.
Wir essen viel und ich werde zunehmen!
Dafür gehen wir meistens schon gegen 21 Uhr ins Bett und schlafen mittlerweile relativ ruhig.
24.3.2020 Dienstag
Die gemeinsame Runde mit dem Hund nach der ersten Tasse Kaffee ist mittlerweile obligatorisch. Wie schnell man sich an solche Dinge gewöhnen kann! Und es ist richtig schön!
Wir lachen zusammen über den Hund, besprechen Dinge die uns auf dem Herzen liegen und planen den Rest des Tages…
Irgendwie fühlen wir uns auch stärker. Der erste Schock der Krise ist überwunden.
Unsere Gedanken gehen mit jedem gemeinsamen morgendlichen Schritt nach vorne. Wir könnten für ein paar Stunden Feinkost und Wein verkaufen. Wir könnten auch Außer-Haus-Produkte anbieten…. mit jedem Schritt werden wir mutiger und visionärer!
Wie es weitergeht, lest ihr hier….
[…] geschockt zu Hause. Wie wir die Krise erlebt haben, davon berichte ich in den Tagebuch-Auszügen (Corona-Tagebuch Tage 1-12, Tage 13-20, Tage 21-26, ..). Von der Geschichte „Katis Rezeptgeschichten goes Youtube“ […]
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