Corona-Tagebuch, Tag 21-26

Donnerstag, 2. April 2020

Die dritte Woche Corona-Tagebuch. Ich gehe mit dem Hund spazieren. Ab jetzt wieder alleine. Das erste Mal in der Corona-Zeit. Unser Refugio nimmt langsam wieder Fahrt auf. Wir haben so viele Ideen und auch Anfragen. Christian geht morgens wieder pünktlich um 9 Uhr in den Laden. Struktur tut gut. Wir leben weiter. Bei dem Spaziergang sehe ich wunderschöne, blühende Bäume. Man könnte fast meinen es gibt keinen Virus der die Welt lahm legt….

Endlich finde ich den Spaß am Kochen zurück…

Ich finde wieder den Spaß am kochen zurück und irgendwie juckt es mir in den Fingern. Die ersten Erdbeeren sind da. Und Spargel! Ich tauche ab und kreiere ein tolles neues Rezept! Das macht mich glücklich. 

Ich habe heute nicht ein einziges Mal nach Corona-News geschaut. Ich will es nicht wissen. 

Abends telefoniere ich mit meiner Ma. Ich vermisse sie. 

Freitag, 3. April 2020

Antenne Unna ruft an und fragt, ob sie mich für meinen persönlichen Wochenrückblick interviewen dürfen. Ich bin stolz und sage natürlich gerne zu!

Beim Einkauf im Bioladen komme ich auf der Massener Straße an einem #Gabenzaun vorbei. Wie toll! Ich habe schon wieder einen Kloß im Hals – wie so oft in diesen Tagen. Irgendwie scheint es, als dass sich in der Krise Spreu von Weizen – oder aber Gutmenschen von Klopapierhamsterern trennen!  

Ein Abendessen mit einer Online-Verkostung…

Abends nehmen Christian und ich teil an einer Online-Verkostung mit unserer Freundin Stephania Lettini. Der Laptop steht bei uns in der Küche, wir hören zu, probieren beide und kochen dabei gemeinsam. Es gibt Blattspinat, gewürzt mit Safran und Creme Fraiche, dazu gebratene Gambas aus dem Wok….  Es ist schön. Komisch, aber schön! Es macht uns Spaß, dass Essen welches wir während der Verkostung kochen schmeckt super und wir genießen den #lettini Wein. Komisch, was so eine Krise mit den Abenden macht…. aber dieser hier ist ein Gewinn….

Samstag, 4. April 2020

Auf dem Stockumer Hofmarkt kaufen wir frische Lebensmittel für ein schönes Curry. Danach geht es ins Refugio. Wir haben Fotos zu schießen für den Online-Shop. Vielleicht ist das für uns beide auch nur ein Vorwand. Irgendwie fehlt uns was und wir müssen einfach in unseren Laden….

Unser 1. LIVE-Video – wir sind Adrelanintrunken!

Dann steigt die Aufregung so langsam. Um 18 Uhr haben wir ein LIVE-Video auf facebook angekündigt. Es geht um ein Whisky-Tasting. Unsere Freunde und Gäste konnten für 10,-€ „eine Tüte Gemischtes“ erwerben. Dahinter verbargen sich 3 abgefüllte Whiskys die Christian nun zur angekündigten Uhrzeit mit der „Fangemeinde“ auf facebook live verkostet. 

Ich filme, stelle Fragen, lese Kommentare vor. Es ist soo aufregend. Und es läuft super! Über 150 Kommentare und 32 Minuten später fallen wir uns adrenalintrunken in die Arme! Was für ein Erlebnis! Wir wollen nur noch Videos machen, bis zum Rest unseres Lebens!! 

Sonntag, 5. April 2020 – Corona goes online

Wir haben so viel Anfragen und Bestellungen über die unterschiedlichsten Kanäle rein bekommen, das wir schon früh in den Laden fahren. Es ist alles aufregend. Wir sind auf das online-Geschäft gar nicht richtig eingestellt. Es fehlen Kartons, Packmaterial, Erfahrung und Routine. Doch wir versuchen klaren Kopf zu behalten und alles vernünftig zu organisieren!

Als wir nachmittags aus dem Laden gehen, steht die Sonne in unserer Gasse. Ohne Stühle, Tische und Gäste sieht es trostlos aus! Ich schieße ein Foto und verkünde auf fb, dass wir wenn der ganze Mist vorbei ist, genau hier eine ordentliche Party schmeißen werden. Innerhalb der nächsten 24 Stunden wird der Beitrag fast 200 Mal geliked und von über 3500 Usern gelesen.

Montag, 6. April 2020 – mir schwappt das Herz über vor Liebe und Freude…

Ein Paket von meiner Mutter kommt an. Wir haben uns nun 6 Wochen nicht gesehen. Sie lebt bei Frankfurt, normalerweise sehen wir uns alle 14 Tage, reden, arbeiten und leben zusammen. Nun habe ich ihr ins Gewissen geredet, sie soll zu Hause bleiben, nicht mehr einkaufen gehen, alle Besorgungen unterlassen und sich zu schützen. Ich weiß, dass sie sich an nichts von alledem hält. 

In dem Paket sind Atemschutzmasken für uns Drei. Wir lachen uns kaputt und mir schwappt das Herz über vor Liebe und Freude. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir uns wiedersehen…. Etwas anderes lasse ich nicht zu in meiner kleinen Gedankenwelt! Evi, Christian und ich setzen uns die Masken auf und es ist wie Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen….  

Den Rest des Tages verbringen wir im Refugio. Wir haben so viel Osterpräsente zu packen wie noch nie zuvor. All‘ die Arbeit und Werbung über die sozialen Medien zahlen sich aus. Aber eins sage ich Euch: nach der Krise bin ich Handy-geheilt und werde die Zeit ohne Fotos und ohne etwas zu posten genießen 😉 

Dienstag, 7. April 2020 – Wir öffnen!

Wir haben geöffnet! Und sind vorbereitet! Und ihr kommt! Es ist voll, es ist der Wahnsinn!! Ich wünschte, ich könnte mit jedem von Euch lange reden, ich wünschte der Tag wäre länger…. ich bin so dankbar! Und ich hoffe und glaube, dass ich Euch alle in wenigen Wochen in die Arme schließen kann! 

Bis 14 Uhr ist unser Refugio geöffnet. Bis 16 Uhr haben wir noch zu tun. Dann packen Christian und ich unser kleines Auto und liefern aus an Euch! Es ist alles anders, aber alles ist gut!

Lediglich unser Sancho versteht die Welt nicht mehr…. nach seinem geregelten Leben, waren plötzlich alle seine Lieblingsmenschen 24 Stunden zu Hause, er wurde stündlich mit Leckerli begnügt und irgendjemand seiner Lieblingsmenschen lag immer zum knuddeln auf der Couch, jetzt auf einmal ist es schon 17 Uhr und es hat noch niemand mit ihm so richtig gekuschelt und ’ne gemeinsame Couch war auch nicht mehr zu sehen, was soll so etwas… 😉