Es ist Februar – 2022 – fast auf den Tag genau 2 Jahre lang Pandemiezustand. Zwei Jahre Ungewissheit, Kampf, Existenzangst – aber auch 2 Jahre Zusammenhalt, Freundschaft, Hoffnung! Trotzdem merken Christian und ich, dass wir mal raus müssen. Einfach mal weg von allem. Was anderes sehen, denken, riechen und leben. Wir müssen dringend auftanken.
Kreta – durch einen Tipp einer Freundin
Wirklich wegzufliegen, daran haben wir anfangs gar nicht gedacht. Wir sind begeisterte Wohnmobilisten. Doch mehr als eine Woche können wir uns in den nächsten 2 Monaten nicht frei schaufeln. Und innerhalb einer Woche kommt man von uns aus mit dem Wohnmobil nicht zuverlässig in die Sonne – und zurück. Na – und weil ich so gerne und ausführlich quatsche, erzählte ich unser Dilemma einer lieben Freundin die ich durch Zufall (endlich mal wieder) getroffen habe! „Fliegt doch nach Kreta“ sagte sie! Und hatte neben ihrer tollen Idee sofort auch eine noch tollere Hotelempfehlung parat! Das Corissa Harmony in Georgioupoli war schnell gegoogelt – und ebenso schnell gebucht!
Die Vorfreude war groß – aber kurz
Die Freude ist groß! Auch wenn ich den besten aller Göttergatten ersteinmal davon überzeugen muss, dass es sich in fremden Hotelbetten ausnahmsweise auch gut schlafen lässt – zweifelsohne anders als im Wohni – aber bei der aktuellen Wetterlage weitaus wärmer und komfortabler….
Am Abend des 23. Februars 2022 haben wir gebucht und ich gehe beseelt und voller Vorfreude ins Bett. Am Morgen des 24. Februars wachen wir auf und es ist Krieg! Russland hat seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Den ganzen Tag – und auch den drauffolgenden – bin ich wie betäubt. Und zwiegespalten. Getrieben von der moralischen Frage, ob man sich erholen „darf“, während keine 1.700km weiter Bomben fallen, Familien auseinander getrieben und Väter von ihren Kindern getrennt werden. Die Bilder im Fernsehen sind kaum auszuhalten.
Wir haben viel gesprochen. Leider würde sich nichts ändern, wenn wir nicht fahren würden. So beschließen wir, Kraft zu tanken für alle Herausforderungen, die noch kommen werden und treten die Reise an.
Über das Internet buchen wir einen günstigen Mietwagen
Das Hotel haben wir direkt über das Internet und die eigene Hotel-Homepage gebucht. Die günstigsten Flüge buchten wir ebenfalls über das Internet. Über Check24 fanden wir dann auch noch einen passenden Mietwagen – per Shuttle wurden wir vom Flugahafen abgeholt, innerhalb 5 Minuten waren wir am Carport-Gate und hatten mit wenigen Eincheck-Formalien unseren Fiat 500 für 104€/ 7 Tage inkl. Versicherung.
Um 20:00 Uhr machen wir uns mit unserem kleinen Auto auf Richtung Norden der Insel. 110 Minuten brauchen wir über die anfänglich sehr serpentinen-geprägte Straße bis in das kleine Dörfchen Georgigopoulus. Den Ortseingang haben wir um ein Haar in der Dunkelheit verfehlt. Auch zum Hotel gab es kein Hinweisschild.
Jannis hilft….
Mit 5 km/h auf der Dorfstrasse fahrend werden wir von einem netten älterem Herrn abgesprochen, ob wir Hilfe bräuchten. Auf unsere Antwort, dass wir das Hotel Carissa Harmony suchen, lacht der nette Herr und empfiehlt uns, direkt hier am Straßenrand stehen zu bleiben. Wir stehen bereits vor dem Hotel – von uns total unbemerkt – und das tut uns gut! Gott sei Dank sind wir nicht vor einem riesigem Hotelprotal mit viel Lichtern und Glamour. Uns strebt es doch nach Ruhe und Erholung – und Jannis strahlt mit seinem sonnigem Gemüt und dem Eintritt in das moderne aber schlichte Hotelportal genau das aus….
Freundlich werden wir eingecheckt
und Jannis begeleitet uns in die zweite Etage durch das offene, dachlose Hotel, in dessen Mitte Zitronenbäume bis in die gläserene zweite Etage wachsen. Das Zimmer ist wunderbar. Offen, großzügig bemessen, mit tollem Balkon, Kühlschrank, doppelter Dusche und vielem weiterem Komfort.
Da es mittlerweile schon 22:30 Uhr Ortszeit ist, hat uns die Küche freundlicherweise noch Obst und einen sehr leckeren Wrap aufs Zimmer gestellt. Zudem zeigt Jannis uns noch den örtlichen Supermarkt – bei dem wir uns tatsächlich noch mit Wasser eindecken können – und wir werden bekannt gemacht mit den Barmitgliedern aus dem benachbartem Club und können dort noch in Ruhe einen Absacker genießen. Glücklich und voller Vorfreude sinken wir nach einem kleinen Spaziergang am Strand entlang ins Bett.
Am nächsten Tag genießen wir einfach….
Wir schlafen lang, genießen, dass wir uns nicht dick anziehen müssen und schlüpfen zum Frühstück einfach in unsere Sommerschlappen die wir glücklicherweise mitgenommen haben. Zum Essen müssen wir rüber auf die andere Straßenseite in ein separates Restaurant, welches wirklich spitzenklasse ist! Dort liest Dir das Service-Team jeden Wunsch von den Augen ab! Was für ein Gourmet-Himmel!!! Im Gegensatz zum üblichen Frühstücks-Buffett suchst Du dir hier aus der sehr, sehr umfangreichen Karte Dein Wunschfrühstück aus und bekommst es vom bezaubernden Team freundlich serviert… Perfekt!
Tatsächlich tanken wir 2 Tage einfach nur im Hotel auf. Die letzten zwei Jahre haben ihren Tribut gezollt und sich einfach mal hier zurück ziehen zu können ist sooooo viel wert!
Langsam erobern wir auch das kleine Dörfchen, in dem sich unser Hotel befindet. Noch befinden sich viele Restaurants und Tavernen im Winterschlaf – die Saison hat ja noch nicht angefangen. Uns soll es recht sein. Wir genießen die Ruhe und die relative Leere. Und als Trüffelschweine finden wir auch in der größten Einöde immer noch wahre Schmuckstücke!
Wir Trüffelschweine finden Familiy Tavern MYTHOS
Solltet ihr jemals nach Georgioupoli kommen, so kehrt ein bei der wunderbaren Sofia und ihrer Familie! Das Dörfchen zwischen Rethymon und Chania ist allein wegen ihrer Taverna einen Abstecher wert! Köstliches, authentisches Essen, liebesvolles Ambiente und bezaubernder Service! Hier stimmt alles!
Kontaktdaten: Family Tavern MYTHOS mythosgeo@gmail.com , 73007 Georgioupoli, Chania, Tel.: 0030 2825061798
In den kommenden Tagen genießen wir das Wetter mit schönen Spaziergängen, einigen Tagesausflügen und relaxem am Hotelpool. Der Strand lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. An dem gut gemeintem aufgeschüttetem Sandstrand schwappt eine moorige, schwarz-schaumige Masse die nicht zum schwimmen einlädt.
Ausflug nach Rethymnon
Am zweiten Tag nach unserer Ankunft schnappen wir uns unseren Mietwagen und fahren in die schöne Stadt Rethymnon. Wir nutzen dazu unser Navi, ganz normal über unser Handy und geben einfach Rethymnon Hafen ein. Gut eingenordet parken wir in Hafennähe auf einem großzügigen Parkplatz. Ticketautomaten gab es dort nicht. Auf Nachfrage bei einer Passantin schichte diese uns in das wenige Meter entfernte Kiosk. Dort konnten wir für 70 Cent/ Stunde ein Parkticket erwerben – je Stunde bekommt man ein Ticket und muss dieses jeweils um die gewünschten Stunden „abrubbeln“. Wir haben 2,80€ gezahlt, vier Tickets um die gewünschten Uhrzeiten abgerubbelt (ein Ticket je Stunde) und sind dann voller Vorfreude gestartet, die Stadt zu erkunden.
Mein Tip: lauft zum venezianischen Leuchtturm und lasst Euch von dort aus treiben. Viele weitere Tips findet ihr hier
auf dem Blog: Fernwehblog von Daniel Dorfer….
Der Spaziergang durch die Altstadt ist wie ein großes Abenteuer und wir können uns kaum satt-sehen. Wo wir hergelaufen sind? Keine Ahnung. Es ist dort alles schön und sehenswert…..
Ein paar Tage später unternehmen wir einen Ausflug nach Chania
Gegen 12:00 kommen wir in Chania an und parken unser Mietauto kostenlos am Rand der Fußgängerzone. Es ist noch keine Hauptsaison und die Chancen auf einen kostenlosen Parkplatz stehen gut! Wenn es voller wird, würde ich jederzeit ausweichen auf die Bezahl-Plätze, die im Vergleich zu Deutschland wirklich günstig sind! (Std. 0,80€ ca.)
Ein Spaziergang am Hafen entlang und durch die anliegende Altstadt ist wunderschön. Zur späteren Zeit – ab 17:30 Uhr frühestens gibt es in den eng verwinkelten Gassen des wunderbaren venezianischen Viertels viele griechische und kretische Köstlichkeiten zu entdecken. Abseits der touristischen Pfade, eingetaucht in die engen Straßen lieben wir es und stoßen wie die Trüffelschweine auf die kleine, wunderbare Boutique von Marian Thiserati. Seit einem Jahrzehnt führt sie in den Altgassen ihr kleines Refugio voller wundervoller Dinge, die wir Frauen so lieben. Vegane, natürliche Kleidung die nicht nur modisch ist, sondern auch außerordentlich bequem, handgemachte Keramik, fein gefertigte Schmuckstücke…. ich werde nicht müde, alles zu betrachten und zu erleben – zauberhaft begleitet von der liebevollen Marian!
Nachdem wir dem shoppen gefröhnt und uns gemütlich die immer wieder überraschende Altstadt erschlendert haben, wird es Zeit für einen guten Drink und eine Kleinigkeit zu essen.
Wir sind entlang des Hafens weiter zur Spitze – ab der toruistischen Cafés spaziert und dann – ziemlich vor Schluß des Hafens wie durch Zufall in das unglaublich wunderbare Salis – so ziemlich am Ende des Hafens – eingekehrt.
Der herzliche und kompetente Service hat uns in die Philosophie, die Speisen- und Weinkarte eingeführt – so gut es ging 😉 Die Weinkarte umfasste unfassbare 1800 Positionen! Davon allein ca. 260 griechische Weine. Kein Wunder, dass wir ein wenig länger einkehren als geplant und uns durch die ein oder andere Empfehlung trinken müssen 😉 Weine und Speisen, Service und Atmosphäre bekommen hier von uns absolut gerechtfertigt und mit voller Leidenschaft 10 Punkte!!! Wir sind begeistert und können uns nur schwer trennen.
Glücklich und beseelt fahren wir zurück nach Georgioupoli
und genießen den Abend entspannt im schönen Restaurant und im komfortablen Zimmer.
Das Hotel ist übrigens so optimal gelegen, dass man ebenso wunderbar am nahen Strand spazieren gehen, wie das kleine Örtchen zu Fuß erobern kann.
Ein Tipp für alle, die mal nach Kreta kommen: nehmt Euch diesen wunderbaren, wilden Oregano mit, den es bei den kleinen Gemüsehändlern und Mini-Market gibt! Er duftet wunderbar und zerkrümmelt in Euer heimisches Essen, verzaubert Euch der Duft immer wieder auf das wunderschöne Kreta….
Wir haben noch vieles weitere schöne auf Kreta erlebt. Und noch längst nicht alles erschlossen! Diese Insel bietet soviel Potenzial, dass man wahrscheinlich Jahrzehnte braucht, um sie völlig zu erkunden. Für eine Woche Pause nach über zwei anstrengenden Jahren war der Aufenthalt und auch die wenigen Touren genau so perfekt. Ein Wiedersehen um Kreta weiter zu entdecken schließen wir dabei nicht aus! 😉
Danke, Kati, für deinen Reisebericht! So war ich zum ersten Kaffee am Morgen mit euch auf Kreta und stelle fest, dass ich da dringend mal wieder hin muss weil es noch so viel zu entdecken gibt!!! Kalimera:))