Blühender Kaktus fotografiert auf der Wanderung durch Sedona/ Arizona |
„Und jedem Anfang wohnt ein neuer Zauber inne…“
Meine Ma brachte mir mit diesem Zitat aus Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ bei meinem ersten Liebeskummer (das war in den 80gern!) einen dicken Kaktus in dem ihr goldener Freundschaftsring lag, den sie mit meinem Vater vor Jahrzehnten getauscht hatte. Noch heute kann ich mich an diesen Moment erinnern und noch heute flimmert dieses Bild mit dem Kaktus vor meinen Augen! Und es hat tatsächlich etwas zauberhaftes, ein Stückchen Glanz in einem stacheligem Etwas….
Das Alles liegt schon so lange zurück, es müsste nunmehr nahezu 35 Jahre her sein und in soooo vielen Tiefs, Niederlagen, Enttäuschungen und in dem anschließendem Immer-Wieder-Aufstehen habe ich immer wieder an diesen Moment und dieses Zitat gedacht… „Und jedem Anfang wohnt ein neuer Zauber inne….“ – und dieses Gefühl dabei war ein Gemisch aus Trost und Hoffnung, gepaart mit einem Hauch Glückseligkeit und einer Prise Abenteuerlust.
Silvester 2015 in Basel, nach dem Tod von Tante Dori sind wir noch enger zusammengerückt, haben uns getröstet und das Neue Jahr zusammen mit Tina und einem riesigen Feuerwerk auf dem Rhein begrüßt…. |
Ich liebe Anfänge!
So war es bislang auch bei all‘ meinen Silvesterabenden! Egal, was war – ob ich mit Freunden im Orpheum gerockt, im Village gefeiert oder beim gemeinsamen Essen es ruhiger angehen lassen habe, Punkt 12 habe ich mal mehr oder weniger laut „Großer Gott wir loben Dich“ gesungen und an das Zitat gedacht…. Silvester war für mich immer ein magischer Moment. Ein Mix aus Hoffnung, Glückseligkeit und Abenteuerlust halt…..
„Irgendwo tief in mir – bin ich ein Kind geblieben, erst dann, wenn ich’s nicht mehr spüren kann…“ ganz nach Peter Maffay
Sylvester 2018 – Evi ist 16 geworden – so lange hat sie sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet und wir haben gemeinsam eine perfekte Party geschmissen…. |
Ich glaube, dieses Jahr 2019 wird es um 24 Uhr anders sein. Irgendwie ist diese kindliche Freude weg. Mein Wunder, die Magie des Neuen Jahres, der Anfang zu Silvester….
Dabei war mein Jahr 2019 nicht schlecht. Objektiv betrachtet, müsste ich sogar sehr dankbar sein! Meine Familie und der engste Kreis ist gesund geblieben, ich habe wundervolle Reisen machen dürfen, unsere Tochter ist groß und noch toller geworden, der Laden läuft…. klar, einige Dämpfer waren da, aber nichts, wovon man sich nicht wieder erholen kann! Und dennoch, spüre ich irgendwie nichts Magisches….
Ich bin eher erschrocken, wie wir auf der Welt miteinander umgehen. Es würde diesen Post sprengen, wenn ich jetzt alles aufzählen würde, was mich bewegt hat im Jahr 2019. Ich weiß nicht, ob die Morddrohungen gegen Journalisten in dem Fall des wahrlich missglückten Kinderliedes beim WDR die Krönung oder der Höhepunkt aller Verungimpflungen des vergangenen Jahres waren.
Ich würde es mir wünschen, denn „Höhepunkt“ würde bedeuten, dass es wieder „bergab“ geht Richtung Niveau, Respekt und Toleranz. Das wäre ganz wunderbar – aber ist leider doch nicht realistisch.
Klar, ich wünsche uns Frieden, das wünscht man sich ja immer. Das wird nicht eintreten. Und das alle weiter gesund bleiben. Leider werden wir uns auch in 2020 von Einigen verabschieden müssen und es bricht mir schon jetzt das Herz! Was zur Hölle wünsche ich mir bloß für das Neue Jahr?
Weihnachtsbaum von 2017 – ich liebe diese Wichtel-Weihnachtsbaumanhänger – jedes Jahr habe ich einen von meiner Mutter geschenkt bekommen…. dazu selbstgebackene Lebkuchen und rote Schleifen…. |
Und jetzt kommt etwas schönes….:
direkt am Heilgen Abend kam die Antwort auf mich zu! Nicht durch Gott oder den Heiligen Geist, sondern durch Christian….;-)
Installtation aus der mediterranen Ausstellung im Arthaus Nowodorwski auf der Massener Straße, Unna |
Mit meinem Mann war ich 2 Wochen vor Weihnachten im Arthaus Nowodorski und bestaunte dort die Edisson-Edition des sympathischen Künstlerpaares: winzige Figuren auf winzigen Untergründen zu unterschiedlichen Themen in Szene gesetzt. Und das Ganze in Glühbirnen! Ich war fasziniert…
Unabhängig davon, hatte ich wenige Tage vor Weihnachten in einer fb-Challenge (an denen ich grundsätzlich NIE teilnehme!) gelesen, dass man doch ein positives Wort für das kommende neue Jahr, beginnend mit dem Anfangsbuchstaben seines Vornamens unter den Post schreiben solle.
Ich habe an der Challenge zwar nicht teilgenommen, doch beim anschließenden Hundespaziergang schon überlegt, welches positive Wort ich mir oder uns wünschen solle……
Irgendwann hatte ich es: KLARSICHT – ich denke es wäre für die gesamte Menschheit gut, wenn über uns eine gehörige Portion Klarsicht ausgeschüttet würde! Ich versuche wirklich „gut“zu leben, für andere da zu sein, so wenig Müll wie möglich zu produzieren, verabscheue Fleisch aus Massentierhaltung, gehe viel zu Fuß und fahre Fahrrad, habe meinen Konsum verringert und ich mache doch noch soviel falsch. Vieles ist mir einfach nicht klar, ich weiß manchmal nicht was gut oder richtig ist. Und ich denke, so geht es ganz Vielen. Und nicht nur so kleinen Lichtern wie mir… . Auch den mächtigsten Menschen der Welt ist so einiges anscheinend nicht klar. Ein Donald Trump hat bis heute nicht verstanden, dass die Frau ihm gleichberechtigt ist, ebenso wie ein Mexikaner und ein Homosexueller. Wie wäre das, wenn ihm das klar würde? Oder denkt mal an Leute, die kübelweise Hass über ein 16-jähriges Mädchen schütten. Wie wäre dass, wenn ihnen klar würde, dass sie nur das tut, was sie für richtig hält. Vielleicht macht sie es ja auch nur, „um richtig Geld zu machen“, dann würde ich mir diese Klarsicht für mich wünschen (washalb ich allerdings an meinem Verhalten überhaupt nichts ändern müsste…). Ich denke einfach, ein gute Portion Klarsicht, würde uns allen gut tun und uns demütiger werden lassen….
Selfie mit dem gekapertem Weihnachtsbaum im Cabrio und wirklich unwirschem Ehemann 😉 |
Einige von Euch haben vielleicht verfolgt, wie wir trotz widriger Umstände (aus Gründen der Nachhaltigkeit hatten wir gemeinsam beschlossen KEINEN Weihnachtsbaum zu kaufen), doch noch zu einem Weihnachtsbaum gekommen sind. (Nach einer Blitzidee und Absicherung einer verantwortlichen Freundin haben wir uns einen „gebrauchten Baum“ vom abgebautem UNnaer Weihnachtmarkt geholt.) Vielleicht war es aus Gründen der Nachhaltigkeit unser letzter Weihnachtsbaum. Auf jedenfall war es der erste, der bis auf Kerzen ungeschmückt war. Ich konnte es nicht über mich bringen, während Kinder mitten in Europa, einem beliebten Urlaubsland, in ihren eigenen Fäkalien liegen, selbst unter einem geschmücktem Baum zu sitzen. Bei der Christmesse zum Heiligen Abend sind mehrere Hundert Leute zur Kommunion gegangen und ich habe mich gefragt, wie die alle zu dem Thema stehen. Wäre es nicht gut für uns, wenn wir alle ein wenig mehr Klarsicht hätten? Natürlich soll nicht jeder nun auf geschmückte Weihnachtsbäume verzichten – ich möchte überhaut niemandem eine Vorschrift machen und freue mich für alle, die mit der Familie und Freunden unter einem wunderschönem Baum gefeiert haben! Aber wenn wir uns ob der Bilder in Griechenland so klar wären, wäre die Welt dann nicht ein wenig demütiger? Könnten wir nicht wieder eher dankbar sein – als zu verachten, könnten wir nicht mehr geben, statt uns im Neid zu verzehren?
Keinem Menschen habe ich von meinen „klaren“ Gedanken auf dem Hundespaziergang erzählt habe, und dann dass….:
Am 24. hatten wir ein wunderschönes Weihnachtsfest. Und – obwohl wir uns nichts schenken wollten, bekam ich von meinem Mann, nachdem er mein „eigentlich-wollten-wir-uns-ja-nichts-schenken-Geschenk“ ausgepackt hat, ein kleines, großartiges „ich-hab-auch-kein-Geschenk-für-Dich-Geschenk“ von ihm:
Eine Arbeit aus der o.g. Edisson Edition aus dem Arthaus Nowodorwski:
Name der Arbeit: „Klarsicht“
Manchmal, auch wenn man überzeugt davon ist, dass einen die Realität auf den Boden der Tatsachen zurückgeschleudert und dieser Boden so traurig und trostlos wirkt, dass man das Kind in sich verloren sieht, manchmal geschieht dann plötzlich etwas Wunderbares, etwas Magisches…. und dann ist es wie ein Zauber, der dem Anfang inne wohnt…..
Ein Carnegiea gigantea – fotografiert 2019 vor dem Haus unserer Freundin in Tempe, Arizona – diese Kakteen machen sich nichts aus Wassermangel und Sandboden, sie wachsen einfach ‚gen Himmel… |
Ich wünsche uns allen ein Jahr voller Klarsicht und Zauber!
Eure Kati!